Beschreibung
Reneklode (Prunus domestica subsp. italica)
Die Edelpflaume mit Geschichte, Geschmack und Gartenwert
Die Reneklode, auch Reineclaude genannt, ist eine traditionsreiche Pflaumenart mit hohem Genusswert und historischem Hintergrund. Ihr Name geht auf die französische Königin Claude (1499–1527) zurück, Ehefrau von Franz I., weshalb sie im französischen Sprachraum bis heute „Reine-Claude“ heißt. Botanisch gehört sie zur Unterart Prunus domestica subsp. italica und ist eine enge Verwandte der Hauspflaume. Ihre Früchte zeichnen sich durch ein besonders zartes Fruchtfleisch, hohe Süße und ein ausgewogenes Aroma aus.
Ursprung und Kulturgeschichte
Die Reneklode hat ihren Ursprung wahrscheinlich im Mittelmeerraum oder Vorderasien. Ihre Kultivierung begann bereits in der Antike, wo sie unter dem Namen „Prunum italicum“ beschrieben wurde. Im Mittelalter kam sie nach Frankreich, wurde dort veredelt und gelangte im Zuge des Kulturaustausches in die Gärten des europäischen Hochadels.
Im 18. und 19. Jahrhundert war sie fester Bestandteil von Klostergärten, Schlossanlagen und bäuerlichen Obstwiesen. Besonders im deutschsprachigen Raum fand sie unter dem Namen Reneklode Verbreitung. Heute erlebt sie ein Comeback in Liebhabergärten, Streuobstwiesen und dem Bio-Obstbau.
Botanische Merkmale
Renekloden sind mittelgroße Bäume oder große Sträucher mit ausladender Krone und aufrechtem bis halbrundem Wuchs. Die Triebe sind glatt, das Laub eiförmig mit gesägtem Rand.
Die weißen, einfachen Blüten erscheinen im April und sind sehr bienenfreundlich. Die Früchte reifen ab Mitte August bis in den September hinein. Typisch sind die kugelrunde Form und die glatte, oft leicht bereifte Schale, die je nach Sorte gelb, grünlich oder violett gefärbt ist. Das Fruchtfleisch ist gelblich, sehr saftig und hat ein intensives, süßes Aroma.
Beliebte Sorten
- Große Grüne Reneklode: historische Hauptsorte, sehr aromatisch, fruchtig-süß
- Graf Althanns Reneklode: rot-violett, besonders saftig, aus Tschechien
- Oullins Reneklode: gelb, sehr großfruchtig, robuste Gartenpflaume
- Bühler Frühzwetsche: keine echte Reneklode, aber ähnlich in Frucht und Reifezeit
Standort und Boden
Renekloden bevorzugen warme, sonnige Lagen mit gut durchlüftetem, humosem Boden. Sie gedeihen gut auf Löss- und Lehmböden mit mittlerem bis hohem Nährstoffgehalt. Staunässe und sehr schwere Böden sollten vermieden werden. Ein pH-Wert im neutralen bis leicht alkalischen Bereich ist ideal.
In kalten oder feuchten Lagen kann es zu Blühschäden oder Fruchtfall kommen. Windgeschützte Standorte unterstützen die Blütenbildung und Fruchtausreife.
Pflege und Ertrag
Renekloden brauchen regelmäßigen Schnitt, um ihre Kronenstruktur offen zu halten. Ein Auslichtungsschnitt im späten Winter oder nach der Ernte fördert die Fruchtqualität. Der Ertrag setzt meist nach 2 bis 4 Jahren ein, dann liefern die Bäume regelmäßig und reichlich.
Sie sind anfällig für Monilia-Spitzendürre, Scharka-Virus und Pflaumenwickler. Eine ausgewogene Nährstoffversorgung, gute Durchlüftung und ggf. das Entfernen befallener Triebe helfen, Krankheiten vorzubeugen.
Blüte und Befruchtung
Einige Renekloden sind selbstfruchtbar (z. B. Oullins), andere benötigen Fremdbefruchter (z. B. Grüne Reneklode). Geeignete Partner sind andere Pflaumen, Zwetschgen oder Renekloden mit ähnlicher Blühtezeit. Bienen und andere Insekten übernehmen die Bestäubung.
Verwendung und Geschmack
Renekloden sind echte Genussfrüchte. Ihr Fruchtfleisch ist fest, aber zart, mit hohem Zuckergehalt und ausgeprägtem Sortenaroma. Ideal für:
- Frischverzehr
- Kompott und Marmelade
- Kuchen und Strudel
- Trockenobst
- Einfrieren
- Obstbrand und Likör
Durch den geringen Säuregehalt sind sie besonders bei Kindern beliebt.
Ökologischer Wert
Renekloden blühen früh und ziehen viele Bienen, Hummeln und Wildinsekten an. Sie bieten Nahrung für Vögel, Drosseln und andere Kleintiere. Das Fallobst wird gerne von Igeln und Insekten genutzt. Auch als Gestaltungselement in naturnahen Gärten eignen sie sich durch ihren ausladenden, ästhetischen Wuchs.
Kultur im Garten
Im Hausgarten sind Renekloden besonders dekorativ. Sie passen gut an sonnige Gartenränder, in Streuobstwiesen oder als Hochstamm im Bauerngarten. Auch als Spalier an einer Hauswand ist die Kultur möglich.
Tipp: In Kombination mit frühreifenden Sorten wie Mirabellen oder Zwetschgen ergibt sich eine längere Erntesaison.
Sortenerhaltung und Bedeutung heute
Viele alte Renekloden-Sorten sind heute selten geworden. Erhaltungsinitiativen, Baumschulen und Streuobstprojekte arbeiten daran, diese alten Kultursorten zu bewahren. Durch ihre geschmackliche Vielfalt, das traditionelle Ernteerlebnis und den Beitrag zur Artenvielfalt gewinnen Renekloden zunehmend an Bedeutung.
Wer auf Geschmack, Tradition und Artenvielfalt setzt, ist mit einer Reneklode bestens beraten.
Fazit
Die Reneklode ist eine der edelsten Pflaumenarten – reich an Geschichte, Geschmack und gärtnerischem Charme. Ihre Früchte sind ein Fest für alle Sinne, ihre Blüte ein Paradies für Insekten, und ihr Wuchs eine Zierde für jeden Garten. Ob als Liebhabersorte, Naschobst oder Beitrag zum Erhalt alter Sorten: Die Reneklode ist ein wertvolles Obstgehölz für Genießer und Naturfreunde.




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