Beschreibung
Haferpflaume (Prunus domestica subsp. insititia)
Ein Juwel der Wildobstarten: Die Haferpflaume im Porträt
Die Haferpflaume, auch bekannt als Krieche, Haferschlehe, Hafel oder Primitivpflaume, gehört zu den ältesten Wildobstarten Mitteleuropas. Botanisch ist sie eine Unterart der Hauspflaume (Prunus domestica) und wird als Prunus domestica subsp. insititia geführt. Sie zeichnet sich durch ihren äußerst robusten Wuchs, ihre Frosthärte sowie durch ihren naturnahen Charakter aus. Die meist kleinen, rundlichen bis ovalen Früchte sind nicht nur äußerst aromatisch, sondern auch vielseitig verwendbar.
Herkunft und Geschichte
Die Haferpflaume blickt auf eine jahrtausendelange Geschichte zurück. Sie stammt wahrscheinlich aus den Gebieten des Kaukasus und Kleinasiens und wurde schon früh vom Menschen kultiviert. In Mitteleuropa war sie lange Zeit eine wichtige Obstart – sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Volksmedizin. Bereits in der Römerzeit war sie bekannt und fand in Klöstergärten sowie auf Streuobstwiesen Verwendung. Besonders im Mittelalter wurde sie als Heckenpflanze zur Markierung von Feldern und Wegen genutzt.
Im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten wie Zwetschgen oder Mirabellen geriet die Haferpflaume im Zeitalter moderner Obstzüchtung zunehmend in Vergessenheit. Heute erlebt sie eine Renaissance im naturnahen Gartenbau und in der Permakultur.
Botanische Merkmale
Die Haferpflaume ist ein mittelgroßer Strauch oder kleiner Baum mit dornigen Zweigen. Sie wird bis zu 4 Meter hoch und bildet ein dichtes, oft undurchdringliches Astwerk. Die Laubblätter sind elliptisch bis eiförmig, an der Blattspitze leicht zugespitzt und am Rand fein gesägt.
Die Blüte erscheint früh im Jahr – meist im März oder April – noch vor dem Laubaustrieb. Die kleinen, weißen Einzelblüten sind sehr bienenfreundlich und dienen als wichtige Frühjahrsnahrung für Insekten.
Die Früchte reifen zwischen Juli und September, je nach Standort und Sorte. Sie sind 2 bis 3 cm groß, haben eine feste Schale und ein saftiges, gelbes bis grünliches Fruchtfleisch. Der Geschmack reicht von süßlich-säuerlich bis würzig-aromatisch.
Sortenvielfalt
Es gibt zahlreiche lokale Formen und Sorten der Haferpflaume, darunter:
- Kirschpflaume (Prunus cerasifera): eine nahe Verwandte, oft verwildert
- Spilling: kleinfruchtige, gelbe oder blaue Sorten
- Zibarte: besonders aromatisch, in Süddeutschland und im Elsass beliebt
- Ziparte/Krähenpflaume: oft sehr robust, mit kleinsten Früchten
Diese regionale Vielfalt macht die Haferpflaume zu einem genetischen Schatz im Streuobstanbau.
Standort und Bodenansprüche
Die Haferpflaume ist extrem anpassungsfähig. Sie gedeiht auf fast allen Böden, bevorzugt jedoch lehmige bis sandige, gut durchlüftete Substrate. Auch auf kargen, trockenen Standorten mit niedrigen pH-Werten wächst sie zufriedenstellend. Sie toleriert vorübergehende Trockenheit und ist sehr frosthart (bis ca. –30 °C).
Der Standort sollte sonnig bis halbschattig sein. In Hecken, an Feldrändern oder als Einzelstrauch im Garten findet die Haferpflaume ihren Platz. Sie ist windfest, schnittverträglich und für extensive Pflanzungen geeignet.
Verwendung im Garten und in der Landschaft
Im naturnahen Garten ist die Haferpflaume vielseitig einsetzbar:
- Fruchtgehölz für Marmelade, Mus, Saft, Kompott oder Obstwein
- Heckenpflanze mit Schnittverträglichkeit und Dornen
- Wildobsthecke mit Schlehe, Kornelkirsche, Sanddorn & Co.
- Unterlage für veredelte Pflaumensorten (besonders robust)
- Bienen- und Vogelnährgehölz
In der Landschaftspflege wird sie zur Randeingrünung, Erosionskontrolle oder zur Biodiversitätsförderung genutzt. Ihr dichter Wuchs bietet Nistmöglichkeiten für Vögel, Igel und andere Wildtiere.
Pflege und Schnitt
Die Haferpflaume ist äußerst pflegeleicht. Ein Auslichtungsschnitt alle paar Jahre reicht meist aus, um die Fruchtbildung zu fördern. Sie neigt zur Bildung von Ausläufern, was in der Flächenbegrünung erwünscht sein kann, im Garten aber kontrolliert werden sollte.
Düngung ist nur bei sehr mageren Standorten erforderlich. Krankheiten treten selten auf. Der Baum ist tolerant gegen Monilia, Scharka und andere Pflaumenkrankheiten.
Ernte und Verarbeitung
Die Früchte der Haferpflaume sind vollreif geerntet sehr aromatisch. Sie lösen sich gut vom Stein und eignen sich hervorragend für die Weiterverarbeitung:
- Marmelade und Gelee mit tiefem Fruchtaroma
- Mus für Gebäck, Pfannkuchen, Knödel
- Likör und Obstbrand (z. B. Zibartenbrand)
- Trockenfrüchte
- Direktverzehr
Auch in Kombination mit anderen Früchten wie Apfel oder Holunder ergibt sich ein intensives Aroma.
Ökologischer Wert
Die Haferpflaume ist eine ökologisch wertvolle Pflanze:
- Frühblühte für Wildbienen und Honigbienen
- Verstecke und Nistplätze für Vögel und Kleinsäuger
- Herbstnahrung für Drosseln, Stare, Kleinsäuger
- Unterwuchs fördert Bodenleben und Mykorrhiza
Als Bestandteil einer gemischten Wildobsthecke leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität.
Kombinationsmöglichkeiten im Garten
Die Haferpflaume lässt sich gut mit anderen Wildobstarten kombinieren, z. B.:
- Schlehe (Prunus spinosa)
- Kornelkirsche (Cornus mas)
- Felsenbirne (Amelanchier)
- Hundsrose (Rosa canina)
- Holunder (Sambucus nigra)
- Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
So entsteht eine artenreiche, ökologisch wertvolle Hecke mit wechselnden Blühten und Früchten über das ganze Jahr.
Fazit
Die Haferpflaume ist mehr als nur eine „alte Wildpflaume“. Sie ist robust, vielseitig, pflegeleicht und bietet nicht nur kulinarischen, sondern auch ökologischen Mehrwert. Ob im Garten, auf der Wiese oder als Heckenpflanze – sie verdient einen festen Platz in der modernen, naturnahen Gartengestaltung.
Wer einen pflegeleichten, fruchttragenden Strauch sucht, der auch der Tierwelt dient, liegt mit der Haferpflaume genau richtig.
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